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Vom Ignorieren aller Warnungen:
Samstag, 30. 05. 2020, 5 Uhr morgens: „Klimakrise – Made in Germany“ ist am grauen Turm des Kohlekraftwerks Datteln IV zu lesen. Die roten Lämpchen am Betonkoloss blinken nervös in den Morgenhimmel. Greenpeace hat den Protest organisiert. Von der angelieferten Steinkohle ist unterdessen nur noch eine verräterische Rauchwolke übrig.
Trotz jahrelanger Proteste hatte die Landesregierung Armin Laschets dem Projekt grünes Licht gegeben: Ein grauer Schlot ragt über dem Gelände in die Höhe, fast wirkt er schon wie ein Mahnmal, ein Souvenir aus der „guten alten Zeit“, doch leider ist dies kein verstaubtes Erinnerungsstück, auch kein dystopischer Albtraum – es ist der reale Wahnsinn, und zwar jedes einzelne Detail davon.
Überschattet von der Coronakrise ist am Wochenende im Rheinland ein neuer Block des Kohlekraftwerks Datteln in Betrieb gegangen. Angesichts des von der Bundesregierung angestrebten Kohleausstiegs bis 2038 und der Überproduktivität von Windkraftanlagen in Nord und Ostsee wirkt der 180 Meter hohe, rauchspeiende Kühlturm schon wie eine Verkörperung des Grotesken. Und des Tödlichen.
Eine Studie des „Climate Action Network“ belegt: An den Folgen der deutschen Kohlekraftwerke und den von ihnen ausgestoßenen Stoffen starben im Jahr 2018 ganze 4350 Menschen. Vor allem Lungenkrebs werde durch den Rauch begünstigt. Auch scheinen steigende Meerespegel und die verheerenden Auswirkungen der Waldbrände in Australien und im Amazonasgebiet vergessen oder, man mag es sich kaum vorstellen, eventuell sogar wissentlich übergangen worden zu sein. Schließlich macht die Kohlekraft weit über 80% der durch Energieerzeugung entstehenden Treibhausgas-Emissionen aus.
Ein weiterer Aspekt, der die Absurdität, ja beinahe schon Perversität der Nutzung unterstreicht, ist die Herkunft der Kohle. Sie wird nämlich zu großen Teilen aus Kolumbien importiert. Aufgrund der grauenvollen Arbeitsbedingungen und nicht existenten Sicherheitsvorkehrungen in den Minen ist sie auch als Blutkohle bekannt. Eine Folge dessen ist leider auch: jedes Mal, wenn wir morgens die Kaffeemaschine anstellen, in der Schule den Overhead-Projektor nutzen oder auch nur unser Handy aufladen, könnten wir Teil eines toxischen Kreislaufs sein, für das ein Unschuldiger in Bogotá mit dem Leben bezahlt.
Folglich muss auch das Fazit dieses Artikels negativ ausfallen:
Das Geschäft mit der Kohle ist aus vielen Winkeln betrachtet ein sehr, sehr dreckiges. Wie Schade, dass es einem an wirtschaftlicher und sozialer Progression interessierten Staat wie Deutschland so schwerfällt, dem Kohlebusiness endlich den Rücken zuzukehren.
Simon (9. Jahrgang)