Geschichtsfachtag ~ KZ-Gedenkstätte-Neuengamme

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Symbolträchtiges Jahr, weil:

  • Gedenktag der Shoa
  • 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Die Klasse 9d besuchte vor Kurzem die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Neuengamme. Das Wetter untermalte die triste Landschaft mit ihrer dunklen Geschichte sehr passend und es herrschte eine betretene Grundstimmung.

Während wir nach der 2-stündigen Anreise mit Bus und Bahn in einem kleinen Neubau neben dem ehemaligen Eingangstor des Konzentrationslagers auf unseren Betreuer warteten, wurde erläutert, dass die Inhaftierten meistens nach der Ankunft in Bahnwaggons den knapp 10 Kilometer langen Weg von Bergedorf nach Neuengamme zu Fuß bewältigen mussten.

Dabei durchquerten sie direkt die kleine Siedlung Neuengamme, einige der „Arbeitskommandos“ waren sogar direkt hinter den hübschen Reetdachhäusern tätig. Beispielsweise die Häftlinge, die per Hand den 6 Kilometer langen Flusslauf der Dove-Elbe ausbaggern mussten, um das auf dem KZ-Gelände errichtete Klinkerwerk an die Hansestadt anzubinden. Gerade deswegen scheint es noch schockierender, dass viele Zeitzeugen meinen, sie hätten von alldem nichts gewusst.

Um die kurze Wartezeit zu überbrücken, wurde ein Film gezeigt, der sowohl die Geschichte als auch die künstlerische Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse im Konzentrationslager beleuchtete, denn viele der Inhaftierten verarbeiteten ihre Erfahrungen nach der Befreiung in Bildern, einigen gelang es sogar, im Lager selbst heimlich zu malen.

Die erwähnte „Befreiung“ des Lagers hat einen tragischen Hintergrund, denn als die Alliierten gegen Ende des Krieges immer näherrückten, wurden viele Inhaftierte auf Schiffe verladen. Zwei dieser Schiffe, die Cap Arcona und die Thielbeck, wurden von britischen Kampffliegern als vermeintliche Truppentransporter versenkt, etwa 7000 Häftlinge starben in der Lübecker Bucht, nur kurz bevor die Alliierten die Ostseeküste erreichten.

Nach dem Film wurde erst mal eine Ausstellung besucht, die unter anderem die Holzwand einer Häftlingsbaracke enthielt. Dann wurde der Appellplatz überquert, auf dem die Inhaftierten bei jedem Wetter zum Morgenappell erscheinen mussten. Der weite Betonplatz wird flankiert von Backsteingebäuden, auch diese hatten Häftlinge bauen müssen. Auf dem Platz waren gut ein Dutzend flache, längliche Steinhaufen angeordnet, sie symbolisieren die ehemaligen Häftlingsbaracken. Diese wurden abgerissen, als das Gelände des Lagers nach Kriegsende als Jugendgefängnis genutzt wurde.

Noch bis 2003 wurde es als dieses genutzt, zwischenzeitlich lebte der Gefängnisleiter sogar in der hübschen Villa, die der Kommandant des Konzentrationslagers neben diesem bauen ließ!

Nach einer kurzen Mittagspause im museumseigenen Café setzten wir den Rundgang fort, erst zum kleinen Hafen, dann zum Klinkerwerk, in dem Inhaftierte auch im Sommer bei Temperaturen über 50° Celsius Ziegelsteine backen mussten.

Weiter abseits befindet sich das „Haus des Gedenkens“. An den blutroten Wänden hängen weiße Stoffrollen, die die Namen der Ermordeten chronologisch auflisten, besonders schockierend war, dass sich die Anzahl der Namen gegen Ende des Krieges teilweise von einem Tag zum anderen verdoppelten. Die Ausstellung bewältigt die Vergangenheit mit diesen Listen angemessen.

Damit wurde die Führung beendet und wir gingen wieder zur Bushaltestelle. Der Fachtag hat uns auf spannende und nicht selten auch berührende Art das vielleicht dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte etwas nähergebracht und alle waren sich einig: Die Ausstellung hat es geschafft, diese schreckliche Vergangenheit aufzuarbeiten und den Besuchern vor Augen zu führen.

Gerade heute sollte man sich vor Augen führen, wie schrecklich die damalige Zeit die Geschichte geprägt hat und dass so etwas niemals wieder passieren darf.

Malin und Simon (9. Jahrgang)

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