Nord Stream 2

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Ein Kommentar zum Kampf um das Gas

Wie viele Vorteile Zentraleuropa geografisch und politisch auch haben mag, ein Nachteil zeichnet sich in den letzten Monaten deutlich ab: Amerikaner im Westen, Russen im Osten und in der Mitte: Deutschland. Sassnitz. 
Pünktlich zum Jahr des 30. Jubiläums der Deutschen Einheit werden wohl bei vielen düstere Erinnerungen wach, an eine Zeit, in der jeglicher Fehltritt zu einer Eskalation, vielleicht zum Weltkrieg hätte führen können.
Doch worum geht es konkret?
Wie so oft liegen wirtschaftliche und politische Aspekte nah beieinander. Nach dem Erfolg der Ostsee-Pipeline Nord-Stream, die seit einigen Jahren Erdgas vom russischen Viborg nach Greifswald befördert, möchte Gazprom an den wirtschaftlichen Triumph anknüpfen.
Der russische Konzern, der ein Sechstel der weltweiten Gasreserven besitzt, entschied sich daher zum Bau einer zweiten, parallel verlaufenden Pipeline, die Europas Gasversorgung mit jährlich 55 Milliarden Kubikmetern Erdgas aus Sibirien sichern soll. Der Bau verzögerte sich zwar um etwa ein halbes Jahr, schritt dann allerdings wie geplant fort. 
Bis sich drei US-Senatoren einmischten. Sie richteten sich an die Fährhafen Sassnitz GmbH, die die Stahlröhren lagert, und drohten „vernichtende“ rechtliche und wirtschaftliche Sanktionen an. Das Auswärtige Amt zeigte sich bestürzt über den Tonfall der Senatoren, die von Donald Trump in ihrem Vorhaben unterstützt werden. Sie möchten erreichen, dass Deutschland künftig auf US-amerikanische Gasvorkommen setzt, die per Schiff über den Atlantik geliefert werden könnten. 
Doch zum oben versprochenen Kommentar gehört auch eine eigene Meinung.
Ich finde, die Lösung des Problems ist gar nicht besonders kompliziert.
Allein im 1. Quartal 2019 wurde in Deutschland durch Schwankungen der Effizienz von Windkraftwerken regional ein Stromüberschuss von 3,23 Milliarden Kilowattstunden verzeichnet, viele Windturbinen mussten sogar angehalten werden. Dieser Strom, verbunden mit einem weiteren Ausbau der Nord-Süd Trassen und einer schnellen Umstellung auf erneuerbare Energien könnte uns vollständig unabhängig machen, die Klimabilanz verbessern, Feinstaubprobleme der Städte lösen und den politischen Konflikt entschärfen. Ähnliche Vorschläge kamen auch von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Union und Linke lehnten einen permanenten Baustopp der Pipeline bis jetzt vehement ab. Wie sich die Situation durch die US-Wahl, aber auch den Nawalny-Anschlag entwickelt, wird sich wohl demnächst zeigen.

Simon (E Jahrgang)

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