„De-Extinction“ beschreibt das wissenschaftlich fundierte Streben danach, eine ausgestorbene Spezies wiederzubeleben. Ganz hoch im Rennen momentan: das Mammut. Weniger beliebt scheinen Kammmolch, Aspisvisper oder auch die Hausratte. Zugegeben, bei allen drei Tieren handelt es sich nicht um ausgestorbene Arten, allerdings werden sie in den Roten Listen des Bundes aufgeführt, in der nationalen Datenbank der gefährdeten Arten.
Mir bereiten solche Bestrebungen Sorge. Überschätzen wir uns nicht? Sind wir legitimiert, aus Forscherdrang Evolution zu „spielen“? Werden unsere Ressourcen nicht andernorts dringender gebraucht?
Seit Jahrzehnten wird vor der drängenden Klimakrise gewarnt, seit Jahrzehnten diskutieren wir Grenzwerte und Zukunftszenarien, während um uns täglich etwa 130 Tier- und Pflanzenarten aussterben. Sind wir wirklich kalt und eigennützig genug die Augen zu verschließen, uns in Labore zu verkriechen und irgendwie zu versuchen, ein Tier zu erschaffen, das dem heutzutage vom Aussterben bedrohten Elefanten so sehr ähnelt? Der Pyrenäensteinbock ist das einzige Tier, das erfolgreich von den Toten erweckt werden konnte. Ein geklonter Steinbock lebte ganze zehn Minuten! Herzlichen Glückwunsch, was ein Erfolg!
Wir scheinen immer mehr zu wollen. Eine moderne Gesellschaft mit zeitgemäßen Wertevorstellungen, Frieden, Freiheit, Gleichheit und mitten unter uns eine Kolonie von Mammuts?!
Postmoderne sieht sich im Kern nicht moderner als die Moderne, eine Konzeption, die alles je dagewesene unter einem Dach vereint, gibt es nicht, und das ist bei all der Philosophie des Menschen der letzten Jahrtausende schon erstaunlich.
Also: Müssen wir Forschung einschränken, verbieten? Nein.
Vielleicht reicht ja ein bisschen Sensibilisierung für das, was uns wirklich umtreiben sollte, wir haben genügend Probleme. Und auch, wenn es mich persönlich enttäuscht – meinetwegen soll doch in irgendeinem Labor irgendeine Forschergruppe Mammut, Dodo und Säbelzahntiger züchten. Um eines Tages dann vielleicht sogar den Menschen auferstehen zu lassen.
Simon (Q1-Jahrgang)