Seuchen der Vergangenheit

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Bild: blitzmaerker / pixelio.de


Über ein Jahr ist mittlerweile vergangen, seit das SARS-CoV2-Virus erstmals in der 12-Millionen-Metropole Wuhan nachgewiesen wurde. Ein 60 bis 40 Nanometer großes Virus hat unsere Welt erschüttert. In diesem Artikel wird die Chronik der großen Epi- und Pandemien erläutert, eine Geschichte, die bis in die frühen Dokumentationen jahrtausendealter Kulturen zurückreicht.
 
Informationen über Seuchen werden bereits seit 3500 vor Christus überliefert, als große Teile Europas und Westasiens von einem Erreger befallen wurden, der erst im Jahr 2017 anhand von Knochenfunden aus der Zeit als das sogenannte Pestbakterium „Yersinia pestis“ identifiziert wurde. Die damals betroffenen Kulturen erklärten die Seuche zum Werk verärgerter Götter und reagierten teils mit grausamen Opferzeremonien, um die aufgebrachten Gottheiten zu besänftigen. Eine ähnliche Vermutung zur Herkunft einer menschen-dahinraffenden Krankheit stellten gut 3000 Jahre später die alten Griechen auf, nachdem die Attische Seuche in der heutigen Hauptstadt Griechenlands gewütet hatte. Der Erreger, der für den Tod eines Drittels der damals etwa 300 000 Einwohner Athens verantwortlich war, konnte nie ermittelt werden. In den ersten Jahrhunderten nach Christus wurde das Römische Reich von drei großen Epidemien erschüttert, die alle das Wort Pest im Namen tragen, lediglich der dritte Ausbruch wurde hier jedoch erwiesenermaßen vom bereits genannten Yersinia pestis-Bakterium verursacht.
Im Zeitraum zwischen 1346 und 1353 erschütterte dann schließlich die wohl bekannteste Pandemie die wachsende Weltbevölkerung, die Pest. Der sogenannte „Schwarze Tod“ raffte nach Schätzungen etwa ein Drittel der Europäer dahin, etwa 120 Millionen. Noch bis ins späte 18. Jahrhundert forderte die Krankheit in kleineren Ausbrüchen zahlreiche Menschenleben.
Ein tragisches Beispiel für die Folgen der europäischen Politik des Imperialismus in der späten Renaissance ist die Auslöschung der lateinamerikanischen Azteken-Kultur. Die Pockenepidemie, die kurz nach der Ankunft des spanischen Konquistadors Hernán Cortés ausbrach, tötete mehr als 60 Prozent der Ureinwohner, die Überlebenden mussten sich den Europäern ergeben. In Mexiko starben laut Schätzungen zwischen 1545 und 1546 bis zu 90 Prozent der Einwohner, Grund war das aus Europa gebrachte Salmonellen-Bakterium.
Auch der medizinische Fortschritt der Neuzeit konnte die katastrophale Ausbreitung einiger Krankheiten nicht stoppen, Städte wie London, Wien und Marseille erschütterten immer wieder neu auftretende Wellen der Pest, auf der anderen Atlantikseite waren besonders die Pocken ein Problem. Während im 19. Jahrhundert Erkrankungen wie Typhus und Cholera teils pandemische Ausbreitungen erreichten, gingen Pest-Epidemien stark zurück, 1894 wurde vom schweizerisch-französischen Bakteriologen Alexandre Émile Jean Yersin der Erreger der Krankheit entdeckt, ein Bakterium namens Yersinia pestis. Aber auch diese Entdeckung konnte im selben Jahr nicht den Ausbruch der dritten und letzten Pest-Pandemie stoppen, die bis ins Jahr 1912 – also über 18 Jahre hinweg – von China und Indien kommend Europa erreichte. Während hier weniger als tausend Tote zu beklagen waren, erlagen in den Herkunftsländern etwa 12 Millionen Menschen der Krankheit. Erstaunlicherweise wurde die Pest in Europa trotz allem erst im Herbst 1945 ausgerottet, als in Süditalien die letzten mit der Krankheit in Verbindung gebrachten Toten gemeldet wurden.
Im Jahre 1918 wurde die vom Weltkrieg gezeichnete Menschheit schließlich von der wohl verheerendsten Pandemie des 20. Jahrhunderts erschüttert. Die Spanische Grippe erlangte ihren Namen nicht durch die Herkunft, sondern weil die Zeitungen im neutralen Spanien als erste über die Krankheit berichteten. Oft wird die Covid-19-Pandemie mit der durch ein Grippe-Virus hervorgerufenen Spanischen Grippe verglichen, aus virologischer Sicht gibt es jedoch einen näheren „Verwandten“. Zwischen 2004 und 2005 sorgte die SARS-Pandemie weltweit für 774 Tote, es handelte sich um den ersten erwiesenen Fall eines SARS-Coronavirus. Das Virus bekam den Namen SARS-CoV, eine deutliche Ähnlichkeit zum Covid-19-Erreger SARS-CoV-2. Durch medizinischen Fortschritt hat die Zahl der Pandemien abgenommen, durch die Globalisierung wird dieser Trend jedoch abgeschwächt. In einer Welt, auf der die Distanzen immer kleiner werden, können Erreger schnell katastrophale Folgen haben – eine Gefahr, der sich die breite Öffentlichkeit erst durch die Entwicklung des letzten Jahres bewusst geworden ist.

Simon (E Jahrgang)

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